Pflege-Netz.org unterstützt Betroffene, die für sie passende Hilfe zu finden. Wichtig erscheint dabei, die Aufgabe auf mehrere Schultern zu verteilen, also ein Helferteam zu organisieren. Oft trauen sich Betroffene oder Angehörige nicht, andere um Hilfe zu bitten. Und wer nicht gefragt wird, fühlt sich nicht angesprochen, hält sich zurück. Wesentlicher Bestandteil unserer Begleitung ist es, für ein gutes Miteinander der Beteiligten zu sorgen. Fehlt es an Personen aus dem privaten Umfeld, helfen wir bei der Suche nach Helfern, die auf der Basis halbehrenamtlicher Tätigkeit Hausbesuche machen und festgelegte Aufgaben übernehmen. Häusliche Pflege sollte als Teamwork neu gedacht, organisiert und auch finanziert werden.
Konkretes Hilfeangebot:
- Wir sprechen mit Angehörigen und vertrauten Personen, die sich eine regelmäßige Begleitung des Betroffenen vorstellen können.
- Wir stellen den Kontakt zu Helferinnen und Helfern aus der Region her und organisieren ggf. ein Beschäftigungsverhältnis mit diesen.
- Wir informieren über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten und helfen bei der Erstellung von Anträgen.
- Wir stehen den Angehörigen oder anderen Helfern im Betreuungs-Team als Ansprechpartner zur Seite, sollte es Schwierigkeiten geben.
Situationen, in denen Hilfe erforderlich wäre, für die es gegenwärtig selten ein Angebot gibt:
Selbstständigkeit in geschäftlichen Angelegenheiten
Häufig geraten ältere Menschen deshalb in Bedrängnis oder werden zum „Betreuungsfall“, weil sie den Überblick über ihre geschäftlichen Angelegenheiten verlieren, wichtige Anträge oder Briefe nicht beantworten oder Rechnungen nicht fristgerecht überweisen. Gesetzliche Betreuung könnte in vielen Fällen vermieden werden, fänden sich vor Ort vertrauenswürdige Mitmenschen, die sich mit behördlichen Angelegenheiten auskennen. Ein/e Begleiter:in in geschäftlichen Angelegenheiten könnte einmal wöchentlich oder vierzehntäglich gemeinsam mit dem Betroffenen die geschäftliche Post durchgehen, beantworten und abheften. Dieser Aufgabenbereich sollte von jedem regionalen Helferteam abgedeckt werden, am besten durch entsprechend geeignete Rentner:innen.
Selbstpflegefähigkeit stärken
Bei alleinlebenden alten Menschen macht sich eine beginnende Pflegeabhängigkeit oft darin bemerkbar, dass sie ihre Selbstpflege vernachlässigen. Angefangen bei der Wohnung, der Wäsche, der Ernährung bis hin zur Körperpflege. Zumeist sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage oder sie scheuen davor zurück, um Hilfe zu bitten, weshalb sich Nachbarn oder Angehörige irgendwann ans Sozialamt wenden. Sozialämter haben jedoch kein Personal, um Betroffenen in deren Häuslichkeit die nötige Unterstützung zukommen zu lassen. Sie sehen es als ihre Aufgabe an, eine gesetzliche Betreuung für die Person anzuregen. Das Betreuungsgericht richtet in solchen Fällen fast obligatorisch eine Betreuung ein. Der/die eingesetzte Betreuer:in stellt fest, dass die Betroffene nicht in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen und organisiert den Umzug ins nächstbeste Pflegeheim. Damit verliert der alte Mensch nicht nur seine Selbstbestimmung, sondern alle Bezugspunkte zu seinem früheren Leben. Für die meisten eine absolut traumatisierende Erfahrung, die sie nur ertragen können, indem sie vergessen wer sie waren und wie sie gelebt haben.
Alte Menschen, die brutal aus ihrem bisherigen Leben gerissen werden, bauen meist rapide ab.
Diese Entwicklung könnte verhindert werden, wenn den Betroffenen jemand zur Seite gestellt wird, der weiß, wie man die Selbstpflege fördern kann.
Ein Hauptgrund für die Vernachlässigung der Selbstpflege im Alter ist Einsamkeit und Rückzug aus der Gemeinschaft. Regelmäßige Besuche und gemeinsame Unternehmungen fördern die Selbstpflege fast automatisch.
Pflege-netz.org sucht die Zusammenarbeit mit dem Sozialamt und anderen Behörden, um das Vakuum an ambulanten Hilfsangeboten zu überwinden.
Begleitung von Menschen mit Demenz
In rund 70 Prozent aller Fälle sind es Symptome der Demenz, die Menschen im Alter in die Abhängigkeit von fremder Hilfe führen. Auch hier sehen wir präventive Möglichkeiten, die bisher nicht genutzt werden. Selbst bei fortgeschrittener Demenz können schwierige Verhaltensweisen verhindert werden, wenn Begleitpersonen bestimmte Dinge beachten und mit dem nötigen Feingefühl reagieren. Angehörige, die die Hauptlast tragen und oft bis zur eigenen Erschöpfung ihr Bestes versuchen, sehen sich alleine gelassen mit der Situation. Viele behelfen sich mit 24-Stunden-Kräften aus Osteuropa. Aber auch diese sind selten geschult und meist überfordert. Es fehlt an Ansprechpersonen in der Region, die bei Schwierigkeiten um Rat und Hilfe gefragt werden können.
Pflege-Netz.org möchte dafür sorgen, dass es in jeder Region kompetente und im Umgang mit Demenz erfahrene Alltagsbegleiter gibt, die im Notfall angerufen werden können und kurzfristig vor Ort sind.
Nachtbereitschaft
Ein funktionierendes Pflege-Netz braucht im jeweiligen regionalen Pool auch einige Begleiter:innen, die bereit sind, im Notfalle „Nachtdienst“ bei einem Pflegebetroffenen zu leisten. Dadurch könnten unzählige Krankentransporte und Krankenhausaufenthalte mit allen negativen Folgen und Kosten verhindert werden.
Der Entscheidung für eine Pflegeheim geht fast immer eine Überforderung der pflegenden Angehörigen voraus. Man zieht die Reißleine, weil die Grenze des Erträglichen erreicht wurde. Die Tagespflegeangebote reichen bei weitem nicht aus, um den Hilfebedarf zu decken. Vielmehr bedarf es einer größeren Zahl geschulter, geduldiger Begleitpersonen, die Menschen mit Demenz und anderem Hilfebedarf zur Seite stehen und den Angehörigen einen Teil der Bürde abnehmen.